Margarete Gibba vom Verein „Ehe ohne Grenzen“ erklärt im Interview, wie binationale Paare um ein gemeinsames Leben kämpfen.
Ab welchem Moment beginnt der Staat sich in Paarbeziehungen einzumischen?
Das ist unterschiedlich. Jene, die mit Studentenvisum im Land sind, fühlen sich oft weniger unsicher und kommen erst mit dem Ende des Studiums drauf, dass eine gemeinsame Zukunft in Österreich schwierig sein könnte. Wenn ich aber einen Asylwerber in der Diskothek kennen lerne, dann weiß ich wahrscheinlich von Anfang an, dass ein Aufenthalt unsicher ist.
Unsicher – das bedeutet, ohne Hochzeit keine gemeinsame Zukunft?
Das Thema Hochzeit steht natürlich früher als bei anderen Paaren im Raum, ja. Man hat oft keine andere Wahl, wenn man zusammen sein möchte. Aber seit der Fremdenrechtsnovelle 2006 heißt Heiraten nicht mehr automatisch, dass man bleiben kann.
Margarete Gibba ist Obfrau des Vereines „Ehe ohne Grenzen“. Die Initiative entstand im Zuge der Fremdenrechtsnovelle 2006, die die rechtliche Situation binationaler Paare deutlich beeinträchtigte.
Welche Auflagen müssen Paare noch erfüllen?
Zum einen ist der Nachweis für den so genannten gesicherten Lebensunterhalt durch die inländische Person zu erbringen. 2017 liegt dieser bei mindestens 1.334,17 Euro netto. Dazu kommen noch ein Anteil für die Miete und pro Kind zusätzlich 137,30 Euro, die monatlich nachgewiesen werden müssen, wenn ich meinen Partner oder meine Partnerin ins Land holen möchte. Zum anderen, und das ist für die meisten eine sehr schwierige Hürde, muss eine Deutschprüfung absolviert werden, schon im Ausland an einem der vier anerkannten Institute, etwa an einem Goethe-Institut.
Der Deutschkurs ist eine schwierigere Hürde, weil er eine bestimmte Bildung voraussetzt?
Auch. Verlangt wird A1-Niveau, das kann natürlich für jene mit niedriger formaler Bildung ein Problem sein. Das Perfide daran ist vor allem, dass die Prüfung schon vor der Einreise nachgewiesen werden muss, aber die entsprechenden Institute nicht in jedem Land vorhanden sind. In manchen Fällen ist es auch problematisch, wenn es das Institut nur in der Hauptstadt gibt. Denn die Strapazen und Kosten der Reise dorthin müssen die Betroffenen auf sich nehmen können.
Resignieren viele Paare?
Die Paare, die zu unseren Beratungen kommen, sind normalerweise schon vorinformiert. Meiner Einschätzung nach geben die wenigsten auf. Wenn man sich liebt, was soll man sonst machen? Viele nehmen es auf sich, für Jahre getrennt zu leben. Schwieriger ist es mit Kindern. Wenn ich in Österreich von meiner eigenen Regierung gezwungen werde, als Alleinerzieherin zu leben, weil meinem Partner der Aufenthalt nicht erlaubt wird, ist das schon sehr bitter.
Interview: Cornelia Grobner
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